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Deutsche Meisterschaft der Renntrecker

29.04.2017

Aus dem Archiv: Interview mit Holger Eckert - November 2014

Es ist ein kalter Abend im November. Es ist schon spät und ich bin dabei erwm.de von links auf rechts zu krempeln um dem ganzen meine Note aufzudrücken. Die ganze Zeit frage ich mich, wie ich einen Einstieg in die Szene bekommen soll. Fehlt mir doch einiges an Wissen und an Hintergründen. Ich komme auf die Idee einfach den zu befragen den ich gut kenne und der viel Erfahrung und Wissen zu diesem Sport gesammelt hat. Das bringt mich dazu ihm per Mail folgende Fragen zu stellen. Holger trinkt ein Bier und antwortet mir wie immer Geduldig.

Alexander Thiel –  Es ist jetzt etwas über zwei Jahre her, als ich dir versprach das ich erwm.de so programmiere das du nur noch wenig Aufwand damit hast. Heute weiß ich das sowas gar nicht so einfach ist. Aber neben dem eigentlichen Programm hab ich immer wieder Vorschläge gemacht was man auf erwm.de anders machen könnte. Jetzt hast du nachgegeben und mir das Spielfeld überlassen. Dafür möchte ich dir danken. Aber nur weil ich das Steuerrad jetzt übernommen habe, kenne ich mich noch lange nicht aus. Daher bin ich dir dankbar das du meine folgenden Fragen beantwortest.

Ich hab gelesen das du seit 2004 Renntrecker gefahren bist. Ich weiß das du 2012 damit aufgehört hast. Erzähl doch bitte wie es dazu kam, was dich daran so fasziniert hat und was letztendlich der Grund war das du aufgehört hast.

Holger Eckert – Kurzfassung: Wir waren 2002(?) als Gäste beim Rasenmäherrennen in Haschenbrok. Eigentlich ist das dort eine reine Spassveranstaltung (gewesen), aber so war das damals. Da einer von uns zufällig im Komunalgeräte- und Rasenmähervertrieb arbeitete, hatten wir uns bald entschlossen, selber solche Renner aus alten Rasenmähern zu bauen und dort mitzufahren. Wir waren völlig naiv und weitestgehend ahnungslos, was den Renntreckerbau anging. Zu Beginn waren wir noch zu dritt, aber später war ich der einzige Fahrer, die anderen halfen aber beim Teile besorgen etc.

Die Faszination kann man wohl nur verstehen, wenn man mal bei solchen Rennen war und vielleicht auch mal mitgefahren ist. Es gab diverse Gründe, aufzuhören: Zum einen bin ich nicht mehr der Jüngste und knalle nicht mehr, wie die jungen Leute, mit einem Messer zwischen den Zähnen über die Strecke. Das muss man aber, um im Wettbewerb zu bleiben. Dazu kam als Grund das immer weiter steigende Aufrüsten und das „mehr als Ausreizen“ der Rennregeln.

Alexander Thiel – Und wie hat sich die Szene in der Zeit entwickelt?

Holger Eckert – Es wird immer schneller. Manchmal auch professioneller, aber nicht immer. Es gibt viel Egoismus, auch auf der Strecke, aber es gibt auch sehr viel Hilfsbereitschaft neben der Strecke.

Alexander Thiel – Also ist auch der Treckersport nur ein Spiegelbild unserer Gesellschaft ;o). Bist du dann alleine auf die Idee gekommen, eine Tabelle über alle Rennen in Deutschland zu führen oder waren da auch andere mit im Boot? Wir waren den die Anfänge?

Holger Eckert – Boah, lies im Forum nach (Anmerkung – Gemeint ist das Renntrecker Forum). Ja, ich hatte die Idee alleine und hab 2008 einfach mal angefangen, die einzelnen Ergebnisse der Rennen in einer großen Tabelle zusammen zu rechnen. Das fand überraschenden Anklang, es waren gleich über 150 Fahrer in der Tabelle. Damit einher ging aber auch meine Idee, eine Startnummernliste einzuführen, um das einheitlich zu machen (hat sich sehr bewährt, für Teams *und* Veranstalter!). Die Anfänge waren seeehr mühsam und manuell. Am schwersten war es, immer zeitnah vollständig alle Ergebnisse der Rennen zu erhalten.

Alexander Thiel – Und lief von Anfang an alles glatt oder gab es dazu auch Meinungsverschiedenheiten?

Holger Eckert – Ja. Ich hatte es mir nie nehmen lassen, das letzte Wort zu haben. So gab es immer andere Meinungen, aber ich hatte immer Recht. Anders geht es nicht, denn niemals ist es möglich, es allen Recht zu machen. Oft hat man den Eindruck, durch die Tabelle totales Unrecht zu verbreiten, aber das liegt hauptsächlich an denen, die so laut schreien wenn sie sich benachteiligt fühlen. Zum Glück gibt es auch einige Vernünftige, die sich freuen, dass jemand solch eine Tabelle pflegt.

Alexander Thiel – Aufgefallen ist mir auch das du in alten Beiträge nie direkt schreibst das es sich dabei um die Deutsche Renntrecker Meisterschaft handelt. Meistens hast du Formulierungen wie „Wer am Ende der Saison oben in der Tabelle steht, kann sich schon als Deutscher Meister fühlen“ und ähnliches. Warum denn so vorsichtig?

Holger Eckert – Das alles hat absolut keinen offiziellen Charakter und ich sehe momentan auch nicht, das es dahin geht. Außerdem redet man dann automatisch über (viel) Geld.

Alexander Thiel – In den Zeitungsartikeln die ich dazu gefunden habe, wird damit aber sehr offensive umgegangen. Fahrer brüsten sich amtierende Meister in Ihrer Klasse zu sein und es wird öffentlich gerechnet wie viel Punkte ein Fahrer noch benötigt um Deutscher Meister zu werden. Hat die Szene da vielleicht eine Entwicklung durchgemacht? Glaubst du das ganze kann noch wachsen?

Holger Eckert – Nein. Medien, die darüber berichten, suchen natürlich Aufhänger. Das könnte man nutzen. Aber nur mit sehr viel Einsatz und Elan, wofür ein einzelner kaum die Zeit und Energie hat. Es sei denn er hat keine anderen Hobbies, Verpflichtungen und keine Familie.

Alexander Thiel – Gibt es eine Anekdote aus deiner aktiven Zeit die du unbedingt loswerden musst?

Holger Eckert – Weil seinerzeit absolut willkürlich und zuweilen abenteuerliche Titel wie Deutscher Meister, Europameister oder gar Weltmeister ausgefahren wurden, haben wir auch mal ein Rennen veranstaltet und deswegen bin ich „Vize-Mr.Universum des Renntreckersportes“. Es gab aber nur drei Teilnehmer bei diesem Rennen.

http://aicu.de/rennen/Mr.%20Universum%2006.html

Alexander Thiel – Und als letztes … was glaubst du wer die nächste Saison gewinnt?

Holger Eckert – In welcher Klasse?

Alexander Thiel – Jipp, das ist dann wohl der Unterschied zwischen Coder und Schrauber ;o). Ich danke dir für deine Zeit und hoffe das du der Gemeinschaft noch lange erhalten bleibst.